Boden-Boden-Raketen
- Milaidin
- 3. Sept. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Okt. 2019
Bundesstraßen sind ja bekanntlich dazu da, die Autobahn zu umgehen und dabei trotzdem schnell von A nach B zu kommen – mit dem Auto, Motorrad oder einem LKW. Dem aufmerksamen Leser fällt an dieser Stelle sicher auf, welches Fortbewegungsmittel ich explizit NICHT in obige Liste aufgenommen habe: Rennräder!
So viel zur Vorrede. Ich fahre also gerade von A nach B, als ich vor mir eine Traube von Rennradfahrern sichte, die – ihrer Kleidung nach – gerade für die Tour de France trainieren oder an einer irrsinnig bedeutsamen Radrundfahrt teilnehmen. Cube, Northwave, Giro, Bell. Alles nur vom Feinsten. Und unter den Löffler-gepolsterten Ärschen Rennräder für satte 5000 Euro – man gönnt sich ja sonst nichts.
Als ich mich den Radsportenthusiasten nähere, stelle ich zu meinem großen Bedauern fest, dass an einen eleganten Überholvorgang nicht zu denken ist. Zum einen wegen des Gegenverkehrs, zum anderen, weil diese Humoristen jeweils zu dritt NEBENEINANDER fahren! Auf einer Bundesstraße. Geht's eigentlich noch?
Nach einigen Kilometern spiele ich zum ersten Mal mit dem Gedanken, sie einfach rechts, auf dem für sie vorgesehenen Radweg zu überholen, den sie mit ihren Betonschneidern ja ohnehin nicht benutzen können, weil Splitrückstände aus dem letzten Winter ihre olympiareife Fahrt nachhaltig bremsen könnten. Also behindern sie unverdrossen den Verkehr und regen sich tatsächlich auf, wenn sie irgendein motorisiertes Arschloch überholt.
Das ist der Moment, in dem ich folgende Gewaltfantasie entwickle ...
"Klick". Ich lege einen kleinen Schalter an meinem Armaturenbrett um. Ein leises Summen zeigt mir an, dass sich mein vorderes Nummernschild anhebt, um freie Bahn für meine darunter montierten Boden-Boden-Raketen zu schaffen. Das HUD meines Autos projiziert neben meiner aktuellen Geschwindigkeit (43) und der zulässigen Geschwindigkeit (100) ein im Augenblick noch rotes Fadenkreuz auf meine Windschutzscheibe. Ich lenke sanft nach rechts, das Fadenkreuz färbt sich grün und 2 Sekunden später habe ich endlich wieder freie Fahrt ...
Aber mal ganz im Ernst, ihr Radspacken. Wenn es neben einer viel befahrenen Straße einen Radweg gibt, dann benutzt ihn gefälligst, der wurde da nämlich mit einem Hintergedanken angelegt: damit ihr Autofahrern nicht auf den Zeiger, Sack oder worauf sonst noch geht! Ich fahre schließlich auch nicht auf dem Radweg, weil mir auf der Straße zu viel los ist.
Und wenn ihr schon unbedingt auf der Straße fahren müsst, dann macht das wenigstens HINTEREINANDER, dann ist das Ganze – vor allem für euch – nicht mehr ganz so gefährlich. Sobald euch nämlich irgendein Autofahrer von der Straße schiebt, ist das Geschrei – wenn auch nur kurz – groß, ihr seid Matsch und das arme Schwein, das euch in den Bikerhimmel geschossen hat, wird seines Lebens nicht mehr froh.
Kann doch nicht sein, oder?

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