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Einspelzige Sumpfbinsen

  • Autorenbild: Milaidin
    Milaidin
  • 14. März 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Aug. 2021

Ein nach eigenem Bekunden bestenfalls guter, aber durchaus weiser und keineswegs eng-, sondern eher hochstirniger Bekannter, den ich an dieser Stelle bewusst nicht als Freund bezeichnen möchte, um ihn nicht in die Brûlée zu bringen, wie wir Westgoten sagen, hat mir einmal erklärt, dass sich der berufsbedingte dauerhafte Aufenthalt im Ritz-Carlton im Laufe der Monate etwas abnutzt.


Ein Luxusproblem vielleicht, aber mit dem Baumarkt verhält es sich leider ähnlich. Und ich muss es wissen, habe ich doch aufgrund des milden Winters zu Testzecken seit der La-Le-Lockerung letzte Woche jeden Tag mindestens vier Stunden in den hiesigen Bau-, Garten- und Heimwerkermärkten verbracht, um beispielsweise in einem Nachbarlandkreis bei einer heiteren Inzidenz von 126 mit einem Gleichgesinnten aus einem zweiten Haushalt durch den Außenbereich zu flanieren und an einer kostenlosen Maiglöckchen-Verkostung für Senioren über 97 ohne zeitnahen Impftermin teilzunehmen.


Die tun wenigstens was, um die die Zahl der ungeimpften Personen aus Gruppe 1 mit naturmedizinischen Mitteln zu senken, wenn die Pfeifen in Berlin und Brüssel schon keinen Impfstoff bestellen ...


Apropos Senioren. Die Mutter eines Freundes von mir ist Mitte 80, registriert und wartet bis heute auf das "Impfangebot" von Corona-Jens, der ja spätestens seit letztem Oktober nachweislich in Galaform ist. Gleichzeitig wurde ein anderer Freund von mir – Anfang 50, systemrelevant und mit Adipositas gesegnet (nicht zu verwechseln übrigens mit den "Adiletten", also nationalkonservativen Balten) Mitte der Woche geimpft – vermutlich bei Ikea in Tel Aviv, weil die kriegen das dort irgendwie hin mit dem Impfen.


Hallo? Ich bin auch zu dick, genau wie die Mutter von Freund A und Jabba the Hutt. Mir sagt mein Hausarzt seit Jahren, dass ich zu fett bin. Und was mache ich Idiot? Ich treibe Sport, ernähre mich vernünftig – mwhahahaha , neulich habe ich aus einem Impuls heraus ein Profiterol aus 60 Windbeuteln, einem Kilo Vollmilchschokolade und 300 ml Sahne als Nachtisch gezaubert ... für 4 Personen ... ja, es hat gereicht ... lange – und JETZT WERDE ICH DAFÜR BESTRAFT? Wären nicht alle Restaurants noch bis Weihnachten '22 geschlossen, würde ich mir jetzt beim Griechen den großen Vorspeisenteller für zwei Personen und die mit zwei Pfund Gorgonzola überbackene Pandoraplatte aus der Büchse gönnen ... natürlich auch die für zwei Personen. Was tut man dieser Tage nicht alles für eine Impfung oder zwei. Eine Katastrophe ist das ...


Wobei ich angesichts dieses impftechnischen DeBeukeljahrs ja schon irgendwie gespahnt bin, ob zeitnah einer dieser ewig unschuldigen Politclowns eine Prinzenrolle hinlegt und endlich mal Verantwortung übernimmt, anstatt die Schuld bei der bösen Pharmaindustrie, raffgierigen Maskenherstellern und teuflischen Hausärzten zu suchen, die nur darauf warten, am bundesweiten Impfplan vorbeizuspritzen und kerngesunde Leute zu pfizern, obwohl sie nur das Fuckzin der Brüder Don und Boris bekommen dürften. Diese Quacksalber. Da wird ja der Sigue Sigue in der Pfanne verrückt ...


Aber wie ich das sehe, wird außer dem Jogi, der mittlerweile offenbar auf den Trischta gekommen isch, das esch a Bombenidee isch, schon drei Monate vor dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der EM die Flinte insch Korn und seinen Hut in den Ring zu werfen, niemand die Eier*stock*l*dingens (hab ich auch für Fans der Rosenheim Cops alles abgedeckt?) haben wird, Konsequenzen aus der nachgerade biblischen Impf- und Testoffenbarung zu ziehen.


Und wieder einmal wünsche ich mir Mad Maggie Käßmann zurück, die seinerzeit für deutlich weniger zurückgetreten ist ... und warum? Weil sie im Gegensatz zu unserem Politprekariat Anstand hat ... löbelich, aber halt leider die Ausnahme, weil offenbar alle nur ihre Nüsslein ins Trockene bringen wollen. Tja, Frauen sind da halt anders ... außer Uschi, die gibt ja mittlerweile in Brüssel den weiblichen Quotenscheuer.


Wir halten also fest, dass derzeit wohl keiner unserer Regierungsschlümpfe – unabhängig vom Grad des eigenen Versagens – freiwillig zugeben würde, dass der Löffel, mit dem er seit Beginn der Pandemie die Weisheit gefressen hat, deutlich kleiner war, als so manche große Klappe. Wie die von Bazooka-Olaf zum Beispiel. Ist aber söder unwahrscheinlich, dass der hinwirft. Aber vielleicht sagt ja Andreas Scheuer leise servus. Nein, Maut Sicherheit auch nicht. Also vielleicht doch Evas dicke Schwester Helga aus dem Kanzleramt?


Ist ja auch egal. Wir werde sowieso alle sterben, wenn man diesem chinesischen Weltuntergangspropheten glauben darf. Lao-ter Bach, wie der Herr heißt – das war übrigens gerade ein Karlauer –, hat die vierte Welle ja schon vor dem Ausbruch der Pandemie vorhergesagt.


Und was mache ich? Ich spiele mittlerweile im I95-Baumarkt von Rosenheim mit beliebig vielen 14-jährigen aus neunundzwanzig Haushalten in der Tapezierstraße Bierpong mit alkoholfreiem Obstler und leeren Farbtöpfen, weil der gemeine Jugendliche ja nachweislich weniger ansteckend ist, als der Fußpfleger mit FFP2-Maske und Hygienekonzept, der mir die Zehennägel frisiert.


Wobei ich zugebe, dass die Mitarbeiter von besagtem Baumarkt ein perfektes Hygienekonzept an den Tag legen. Sobald man sich ihnen nähert, wenden sie sich ab, nuscheln etwas wie "Ich bin nicht der Verkäufer, den Sie suchen" und wuseln durch die Schutztür in den für Kunden gesperrten Außenbereich wie Silberfische aus dem heimischen Gästeklo, wenn das Licht angeht. Dabei wollte ich doch nur Sumpfbinsen kaufen, weil ich das Wort so schön finde und deshalb zukünftig öfter verwenden werde.


Totaler Obi-Wahn irgendwie ...

Ja, wo isser denn, der Mischarbeiter des Monats? Quelle: Shutterstock



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