Der Rockbert
- Milaidin
- 24. Aug. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Ich war in den letzten Monaten auf zwei Konzerten. Rainbow war das erste und dann auf einem Triple Feature mit "Dream on" Nazareth, "Ballroom Blitz" Sweet und "Lady in Black" Uriah Heep. Ich möchte vorausschicken, dass alle Bands irgendwie super, aber für meine harmoniesüchtigen Lauschlappen absolut tödlich waren.
Was verbindet die vier Bands, könnte man sich jetzt fragen. Tja, mehrere Punkte. Erstens kannte ich von allen Bands nur die Hits, zweitens sind alle Bands fröhliche 40 Jahre alt und drittens spielt in jeder Band von der Originalbesetzung nur noch ein betagter Herr zwischen 70 und 75, der den Bandnamen fortführt und irgendwie noch Spaß an Rockmusik hat.
Ich also dreimal mittendrin. Gekannt habe ich von allen Bands zusammen etwa sechs Lieder und genau das ist die Falle: Man erinnert sich bei Glam- und Hardrock-Bands aus den 70ern in der Regel nur an die gefälligen Balladen und geht deshalb mit derselben historischen Verklärtheit auf das jeweilige Konzert, mit der AfD-Politiker aus Sachsen heute die DDR toll finden.
Und dann steht man da ... eingekeilt zwischen altgedienten Fans, die mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger die Band feiern, während man sich selbst verzweifelt Tempos in die Ohren stopft und wehmütig an seine Zeit als Popper – mit Bundfaltenhose UND türkisem Seidenblouson – in den 80ern zurückdenkt, weil die Herren auf der Bühne nicht für viel Geld die geliebte Ballade spielen, sondern erst mal eine Stunde lang mit ihren E-Gitarren Autos zersägen. Und das mit meinem Tinnitus, den mir Blixa Bargeld in einem Anfall von Zerstörungswut bei einem Nick-Cave-Konzert in den 90ern beschert hat.
Das e-gitarrische Zersägen von Autos ist zwar sicher schön, wenn man es mag, führt bei mir aber eher zu einer akuten Ausschüttung von Katecholaminen – das sind Stresshormone. Nach jeweils einer Stunde akustischem Stress (für mein Ohr) war es dann aber so weit: If you believe, Dream On, Ballroom Blitz (wobei Letzteres nicht wirklich eine gefällige Ballade ist) und Lady in Black – die Nummer mit dem vielen La-la-la-lala-laaaaa-la-la- laaaas ...
Tolle Show. Und das in dem Alter. Wahnsinn. Diese Technik an der Gitarre. Mein Ohr pfeift buchstäblich aus dem letzten Loch. Wo geht's hier raus?
Im Oktober gehe ich zu Cher. Wenn die genauso drauf ist, bleiben mir wohl nur noch Chris de Burgh und Florian Silbereisen ...
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