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Dr. Fendrich ... Dr. Gruber

  • Autorenbild: Milaidin
    Milaidin
  • 21. Juli 2019
  • 2 Min. Lesezeit

Ich sitze gerade gemütlich am Schreibtisch, als das Telefon klingelt. Ein Blick auf das Display verrät mir, Christian ist dran (Name von der Redaktion nicht geändert). Letzterer ist einer meiner Übersetzer (und einer meiner besten Freunde), dem ich sämtliche Aufträge zuschustere, auf die ich gerade keine Lust habe. Übersetzungen für medizinische Trainingspuppen zum Beispiel ... oder Umfragen zu irgendwelchen Spielen ... nur deshalb bin ich schließlich Chef geworden.


"Dr. Fendrich", melde ich mich und kassiere ein wie aus der Pistole geschossenes "Dr. Gruber". Mir ist klar, dass ich mich gerade als Fan des Bergdoktors oute, aber das ist immer noch besser, als DSDS, Bauer sucht Frau oder – ganz fies, wenn man über 25 ist und einen Penis hat – Germany's Next Topmodel. Wobei ich mir nicht sicher bin, was diesbezüglich schlimmer ist. Mein Alter oder das Fehlen von Brüsten.


Ich lasse also erst mal routinemäßig einen Kaffee aus dem Automaten. Das mache ich immer, wenn Christian anruft, wodurch ich auf einen satten Kaffeekonsum komme, der einem herzkranken Pavian vermutlich das Licht ausknipsen würde. Nach seiner Frage hinsichtlich einer Übersetzung, die in der Regel vergleichsweise schnell abgehandelt ist, plaudern wir ein wenig, machen uns über Politiker lustig und grüßen in schöner Regelmäßigkeit den Verfassungsschutz, wenn wir blöde Witze über Nazis machen.


Nach zehn Minuten beschließen wir, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, weiterzuarbeiten, weil wir ja Deadlines haben, die wir nach Möglichkeit einhalten sollten. Tun wir das nicht, drohen gerne mal drakonische Maßnahmen wie An die Wand stellen, böses Dudu oder vorsichtige Nachfragen, ob die jeweilige Datei bald kommt – das hängt ganz vom Kunden ab, aber die meisten sind eigentlich ziemlich nett. Na ja, eigentlich alle.


Also beende ich das Gespräch wie immer mit einem "In diesem Sinne, machen wir mal weiter, und bis demnächst".


Demnächst ist etwa 30 Minuten später. "Tschaikowsky", melde ich mich diesmal. Es soll schließlich spannend bleiben. "Rimski Korsakov hier", ertönt es vom anderen Ende der Leitung. "Hallo Tschai!" Wir sind eben befreundet, da duzt man sich schon mal. "Hallo Rimski, schön, dass du mich gleich erreichst. Was kann ich für dich tun?"


Kaffee. Frage zur Übersetzung. 10 Minuten plaudern. In diesem Sinne ...


Das ist mein Arbeitsalltag ...



Dr. Fendrich ... Dr. Gruber ... von links nach rechts ...



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