Errare humanum ESTA
- Milaidin

- 2. Aug. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Aug. 2019
So ein Urlaub will ja akribisch geplant werden. Flüge, Hotels, Ausflüge vor Ort, Eintrittskarten für Vergnügungsparks und so weiter und so fort. Unter dieser Maßgabe habe ich also vor einiger Zeit einen Urlaub gebucht – eine Woche Orlando über Sylvester mit allem drum und dran.
Ich hatte sogar Zeitpläne erstellt, um auch wirklich jede Minute des Kurztrips optimal zu nutzen und auch das in den USA obligatorische Outlet-Shopping angemessen unterzubringen – ich meine, 100 Dollar für drei Levis-Jeans? Für das Geld kriegt man in Deutschland ja nicht mal eine.
Natürlich hatte ich auch die Anreise zum Flughafen perfekt abgestimmt, um nicht in Stress zu geraten, wenn die Zollformalitäten oder die Gepäckaufgabe – eingecheckt hatte ich uns natürlich schon am Vorabend – aus irgendwelchen Gründen länger dauern sollten.
Wir waren also dreieinhalb Stunden vor dem Abflug am Flughafen München, und ich stellte sofort freudig und mit mir selbst sehr zufrieden fest, dass an den Check-in-Schaltern so gut wie keine Leute standen. Wunderbar. Einfach schnell Gepäck aufgeben, dann ein bisschen shoppen und ganz gemütlich auf den Flug vorbereiten, dachte ich, als mich eine Mitarbeiterin von Delta mit brachialer Gewalt aus meiner heilen Welt riss …
"Reisen Sie mit ESTA?", fragte sie mich freundlich, und während diese an sich unschuldige Frage noch durch den Terminal hallte, passierten drei Dinge gleichzeitig: Während mein Sprachzentrum die Frage mit einem Unheil ahnenden "Oh shit, das hab ich vergessen" noch geschickt parierte, hielt es ein anderer Teil meines Gehirns für angemessen, mich "Du schusseliger Vollidiot" denken zu lassen, während sich mein Unterbewusstsein dunkel an einen gelben Post-it-Zettel an meinem Monitor erinnerte.
ESTA, dieses bescheuerte elektronische Visum für die Einreise in die USA. Ich hatte Adapter gekauft, an verschiedenen Tagen in unterschiedlichen Hotels Frühstück – sogar mit Mickey Maus – organisiert, einen Leihwagen gemietet, sämtliche Vergnügungsparks klargemacht und ein verdammtes Sylvesterdinner gebucht.
Und jetzt kommt diese Trulla und will mir das alles kaputt machen, nur weil ich vergessen habe, vier Visa zu besorgen? "Wissen Sie" – als ob mir das nicht klar wäre –, verkündete sie mit (ganz sicher gespieltem) Bedauern, "ohne ESTA dürfen wir sie nicht in die Maschine lassen".
In diesem Moment stieg meine Kerntemperatur auf ungefähr 48 Grad, während mein Gesicht blass wurde und meine Arme und Beine mit etwa 12 Grad Resttemperatur auskommen mussten ...
Fortsetzung folgt ...






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