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Mord am Dönerwagen

  • Autorenbild: Milaidin
    Milaidin
  • 20. Aug. 2019
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Aug. 2019

Nach zwei Wochen Pizza und Pasta hatte ich gestern Mittag Appetit auf einen Döner, und wie es der Zufall wollte, gastierte der hiesige Dönerwagen wie jeden Montag turnusgemäß in unserem Dorf. Clever, wie ich bin, hab ich natürlich bis 14 Uhr gewartet, um zur mittäglichen Stoßzeit nicht in der Schlange vor dem Wagen zu verhungern.


Vielleicht kennt der ein oder andere ja das Gefühl: Man kommt hungrig an eine Dönerbude, um sich "schnell" etwas einzuwerfen, stellt bei der Ankunft aber fest, dass etwa zehn Gleichgesinnte eine ähnliche Idee hatten. In diesem Fall hat man dann zwei Möglichkeiten: unverrichteter Dinge abdrehen oder kurz die Schlange scannen, um die geschätzte Wartezeit zu prognostizieren.


Zehn Leute also. Fünf davon sind über 70. Die wollen sicher nur ein halbes Hähnchen. Das geht schnell. Bleiben noch 5. Bei den beiden Schulkindern tippe ich auf Pommes. Die macht der Chef de Cuisine nebenbei. Also drei Döner vor mir. Alles in allem ergibt das eine ETDA (das "D" steht an dieser Stelle für Döner) von 5 bis 7 Minuten. Na, das geht doch.


All das war bei mir nicht der Fall! Als ich um die Ecke bog, stand vor dem Dönerwagen nämlich nur eine einzige Frau, die sogar schon bestellte. "YES! Wieder mal alles richtig gemacht mit dem Essenstiming", dachte ich und stellte mich in freudiger Erwartung eines baldigen Döners hinter besagte Dame.


Stutzig ob meines vermeintlichen Glücks wurde ich eigentlich erst, als der gute Mann im Wagen Döner Nummer 3 in eine Plastiktüte packte. Ohne Zwiebeln, mit Extra-Tomaten und ein bisschen scharf – für Rainer. Also noch kurz mit einem Stift, der eigentlich nie schreibt, sondern immer nur die wärmende Alufolie bis auf das Brötchen aufschlitzt, ein R draufgezaubert.


Die beiden ersten Döner waren übrigens für Christian (C) – mit wenig Fleisch, Extra-Tomaten und viel Salat – und Claudia (auch "C", LOL) – ohne (!) Fleisch, dafür mit Schafskäse, Tomaten und scharf ... ach ja, und ohne Soße bitte. "Mann", bin ich versucht, der Großeinkäuferin ins Genick zu brüllen. "Dann geht doch zum Veganer und stehlt mir hier nicht meine Zeit."


"Die anderen fünf bitte ganz normal", säuselte nun die Dame mit dem Vorkaufsrecht, als hätte sie mich gehört. DIE ANDEREN FÜNF? Die Alte bestellt hier tatsächlich ACHT Döner und gaukelt mir durch ihre Einsamkeit vor dem Wagen vor, ich käme gleich dran? Schlimm genug, dass ich seit zehn Minuten warte, aber wenn sie dann irgendwann mal ihre ACHT Döner hat, muss ich noch mal zehn Minuten warten, bis das Restfleisch am Spieß nicht mehr roh ist.


"Nur die Ruhe bewahren", denke ich schnappatmend, während ich gedanklich einen Baseballschläger in der Hand wiege und zum Schlag aushole.


Andererseits ... es heiß ja schließlich "Fastfood" und nicht "Fastorder" ...

Mein Döner war mit alles und eine bisschen scharfe ... Quelle: Robert Böck


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