Pilzkrise
- Milaidin
- 15. Sept. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Okt. 2019
September. In Bayern ist Schwammerlsaison – und für alle Nicht-Bayern: es gibt Pilze. Und was macht man, wenn es Pilze gibt? Man geht in den Wald und pflückt sie. So viel zur Theorie. Ich also mit meinem ausgefahrenen Schweizer Armeemesser ab in den Wald ... und nach vier Stunden wieder nach Hause, ohne einen EINZIGEN Pilz.
Die einzige Ausbeute meines planlosen Marschs durch die Botanik waren drei verfaulte Steinpilze, vierzehn Coladosen – leider alle leer – und jede Menge giftiger oder zumindest ungenießbaren Krempel.
Wieder zu Hause angekommen, habe ich einigermaßen frustriert meinen Vater, den Obi-Wan Kenobi aller Pilzsammler, angerufen, um ihn zu fragen, wieso ich gar nichts, er aber zwei prallgefüllte Körbe mit Pilzen gefunden und mir zu allem Überfluss ein Foto davon geschickt hat.
"Tja, man muss halt wissen, wo die richtigen Plätze sind." Klar, du mich auch. Wenn Pilze finden du willst, am richtigen Ort suchen du musst, oder was? Erzähl mir was Neues, Yoda. "Aber wenn du willst", schlägt er vor, "komm doch einfach vorbei, dann gehen wir zusammen." Ja, wieso eigentlich nicht? Immerhin war es mein Vater, der mir als Knirps – ich war damals noch ein Schirm – beigebracht hat, welche Pilze man essen kann und von welchen man besser die Finger lassen sollte.
Zu ihrer besten Zeit hatten meine Eltern sogar einen zweiten Eisschrank, um die Unmengen an gesammelten Pilze einfrieren zu können. Auch nach Tschernobyl. Vermutlich strahlen die beiden mittlerweile stärker als Sellafield und Fukushima zusammen. Trotzdem besteht die Küche meiner Mutter bis heute in erster Linie aus getrockneten und sauer eingelegten Pilzen – und diversen Geräten von HSE24 und QVC (keine Werbung), die sie zwar nicht braucht, aber trotzdem in schöner Regelmäßigkeit bestellt. Ist halt so praktisch, das Tele-Shopping ...
Also auf zu meinen Eltern und dann gleich weiter in den Wald. Nachdem ich mit meinem Vater in besagtem Gehölz 20 Minuten lang einem Forstweg gefolgt war, hat er auf eine Baumgruppe – die EXAKT genauso aussah, wie sämtliche Baumgruppen, die wir in den letzten 20 Minuten links liegen gelassen hatten – gedeutet und gesagt: "Schau da mal rein, da gibt's Steinpilze."
Sehr witzig. Wie naiv ist der denn? Meint der wirklich, man geht einfach an einen x-beliebigen Baum, schneidet die dort im Überfluss wachsenden Pilze ab und geht wieder? Ja. Meint er. Also bin ich brav rein ins Unterholz, um etwa drei Meter später vom Glauben abzufallen. Da standen mindestens 20 Steinpilze in allen Größen. Einer schöner als der andere, als hätten sie nur auf mich gewartet.
Coole Aktion, auch wenn das natürlich nur ein Zufallstreffer war ... dachte ich ... Dummerweise hat Obi-Wan das gleiche Spiel dann aber noch viermal wiederholt. Einfach zu einer beliebigen Baumgruppe gehen, Pilze abschneiden und weiter. Er wusste sogar genau, welche Sorte, an welchem Baum auf mich warten würde ...
Die Macht ist in der Tat stark in ihm und ich bin nur ein kleiner Padawan ...

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