Scooter ... E-klar
- Milaidin
- 24. Okt. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Ich habe mir ja bis dato noch keinen E-Scooter gekauft, weil ich ehrlich gesagt das Konzept nicht ganz verstehe. Das Ding macht doch eigentlich nur Sinn, wenn man es als Ersatz für sein Auto benutzt, aber doch nicht als zusätzlicher Stromabhnehmer neben dem Auto für laue Sommerabende.
Ich muss ja allein beim Anblick all der Anzugträger in Schwabing schon grinsen, wenn sie mit ihren Rollern angetuckert kommen. Beide Hände voll konzentriert am Lenker (ist nämlich Vorschrift) und einen beherzten Spurwechsel ankündigend, indem sie das Beinchen heben, wie seinerzeit Nachbars Lumpi, als der noch ungestraft in die Botanik kacken durfte. Irgendwie entwürdigend, aber das muss ich als Fußgänger vermutlich nicht verstehen ...
Andererseits lasse ich mir doch auch keinen Hipster-Bart wachsen, um Energie für meinen Nassrasierer zu sparen. Zeitgeist ist ja schön und gut, aber irgendwo muss der Strom für den umweltfreundlichen Roller doch herkommen, und was passiert eigentlich mit all den Batterien, die sich beim Laden nicht selbst in die Luft sprengen? Werfen wir die einfach in die Endlager für Atombrennstäbe? Ah, verdammt ... die müssen wir ja erst noch finden. Mein Fehler, sorry ...
Und dann wäre da noch das Lithium für besagte Batterien. Wer holt das eigentlich aus dem Boden? Nestlé im Zuge der Wassergewinnung? Wäre doch vernünftig. Stichwort "Synergien". Und gibt es demnächst eigentlich Fairtrade- oder Bio-Kobalt bei Aldi und Lidl?
So, nachdem die Bühne nun vorbereitet ist, habe ich zwei Möglichkeiten. Soll ich mich über den abartig hohen Wasserverbrauch bei der Lithiumgewinnung aufregen und mich freuen, dass ich im Gegensatz zu den "Bessermenschen" anstelle eines Tesla einen stromsparenden SUV fahre?
Verlockender Gedanke, aber nuhr, um mich zu monitarisieren und auf die Seite des Kabarett-Mainstreams zu schlagen? Nö, das ist mir zu einfach. Ich finde den Tittenkofener Humor an sich zwar rasend komisch und das monitheistische Greta-Bashing in seiner kabarettistischen Überhöhung sogar lustig, nuhr glaube ich im Gegensatz zum Dieter mit dem adverbialen Nachnamen nicht, dass die Umsetzung der Forderungen von Fridays for Future Milliarden von Menschenleben kosten wird ...
Bleibt also Option B und folgende unerwartete Feststellung: Der Wasserverbrauch im bolivianischen Salar de Uyuni – einem Zentrum der Lithiumgewinnung – beträgt mit 21 Millionen Litern ein Dreißigstel der Wassermenge, die im Lausitzer Braunkohlerevier täglich abgepumpt werden muss ... sagt jedenfalls das Handelsblatt. Autsch. Ich kann das zwar nicht überprüfen, aber offenbar ist doch nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Es sei denn, die haben sich die Story bei einem Gläschen Lithiumpils in der Atacamawüste einfach ausgedacht ...
Das ist jetzt schon irgendwie blöd. Wir haben Handys, Scooter, Tablets, Notebooks, E-Autos und diverse andere Gimmicks, für die wir Lithium brauchen, und jetzt sollen die Südamerikaner plötzlich nicht mehr scheiße sein, nur, weil sie das Zeug umweltverträglicher als bisher angenommen für uns aus dem Boden holen?
Das geht doch nicht. WIR sind schließlich die Guten. Wenn das so weitergeht, regen wir uns in ein paar Jahren darüber auf, dass in Afrika Kinder mit bloßen Händen Seltene Erden für unsere Wohlstandsgeselllschaft aus dem Boden holen DÜRFEN und im Gegenzug kalt lächelnd KEINE deutsche Braunkohle für ihre Grubenlampen importieren ...
Ich bin so froh, dass ich das alles nicht verstehe ...

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