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  • AutorenbildMilaidin

Tennis, Schläger und Teutonen

Aktualisiert: 13. Feb. 2021

Ein handelsüblicher Tennisplatz, wie man ihn bei jedem gut sortierten Discounter für den heimischen Garten kaufen kann, ist pro Seite 23,77 Meter breit und 8,23 Meter lang. Das ergibt nach Adam Riese und Zwerg Nase 195,63 Quadratmeter pro Person und Seite. Oder anders gesagt: Liefere ich mir mit meinem Partner oder meiner Partnerin ein packendes Grundlinienduell, muss ich mit meiner Atze-Schröder-Gedächtnisbrille spielen, weil ich ihn (nein, nicht den Atze), sie oder divers aufgrund meiner fortschreitenden Fehlsichtigkeit am Horizont nur noch vergleichsweise unscharf wahrnehme.


Kein Wunder. Immerhin sind wir gut 16 Meter voneinander entfernt. 16 Meter Distanz bei einer Gesamtspielfläche von knapp 400 Quadratmetern FÜR ZWEI PERSONEN! Selbst im Falle einer ungestümen Netzattacke würden mich also noch besagte 8,23 Meter von meinem Blut hustenden Gegenüber trennen. In Pandemiezeiten hält die bayerische Staatsregierung das allerdings für etwas zu knapp bemessen und hat daher sämtliche Tennishallen geschlossen – weil sie aufgrund eines Gerichtsurteils sonst die Fitnessstudios im Freistaat wieder hätten öffnen müssen. Das ist zwar irgendwie hirnlos, gilt in Zeiten des Söderalismus aber vermutlich als konsequent.


Obige Vorgehensweise sorgt natürlich erst mal für lange Gesichter im Amateursport, aber zum Glück haben wir ja den DFB und seine Nationalmannschaft, die nach dem Spiel gegen die stark coronageschwäche Ukraine völlig tiefenentspannt von Leipzig nach Sevilla geflogen ist, um dort gegen Spanien eine karnevalreife Leistung abzuliefern und alle Appelle der Kanzlerin mit stollenbewehrten Füßen zu treten. Hossa!


Immerhin können sich beim historischen 0:6 gegen die Spanier keine deutschen Spieler mit Corona infiziert haben, weil sie – vermutlich auf Jogis Geheiß – den geforderten Mindestabstand von 1,5 Metern in jedem Zweikampf unerschütterlich eingehalten haben. Das Ergebnis war zwar die höchste Niederlage seit 1931 gegen Österreich, aber absolut vorbildlich angesichts der Corona-Pandemie. Deshalb bekommt die Nationalmannschaft von mir heute eine Rose ...


An dieser Stelle sei mir allerdings eine Portion unnützes Partywissen für den netten Nazi von nebenan gestattet: Österreich wurde vermutlich nur deshalb sieben Jahre später zurück ins Reich geholt, um ein ähnlich geartetes sportliches Debakel zukünftig zu verhindern – was bis heute recht gut gelungen ist. Man muss sich die damalige Situation ein bisschen wie den FC Bayern vorstellen: Wer ein Tor gegen die Münchener schießt, wird gekauft und muss dann auf der Ersatzbank versauern. Er profitiert zwar irgendwie von der Transaktion und empfindet sogar ein gewisses Mia-san-mia-Gefühl, betrachtet sich im Nachklang allerdings als Opfer einer unglücklichen Transferentscheidung und bestreitet fortan vehement, je zum FC Bayern gewollt zu haben.


Was wiederum beweist, dass sich Geschichte wiederholt.


Jetzt aber zurück zu den Rumpelfußballern im DFB-Trikot. Die spielen ja glücklicherweise in ganz Europa Fußball und nicht Tennis in der 200-Seelen-Gemeinde Hinterfurzbumsham. Das wäre aus Gründen der Inzidenz schließlich viel zu gefährlich. Und ja, die Verantwortlichen werden in ein bis zwei Wochen aus allen Wolken fallen, wenn der ein oder andere Nationalspieler einen positiven Coronatest vorlegt. Ist aber alles kein Problem. Der betroffene Spieler wird in diesem Fall für 3 Stunden in häusliche Quarantäne geschickt, ehe man dann pünktlich vor dem nächsten Spiel verkündet, das Testergebnis sei falsch gewesen.


Alles nur Fake News vom sportlichen Rivalen also. Hach, die Welt kann so einfach sein, wenn sie sich der DFB macht, wi-de-wi-de-wie sie ihm gefällt. Und beim Donald regen sich plötzlich alle auf, wenn er Grütze erzählt, aber der spielt halt nicht Fußball.


Verwundert hat mich allerdings, dass einmal mehr vor leeren Rängen gespielt wurde. Der DFB hätte doch eigentlich ein paar Tausend grenzdebile Querdenker aus Leipzig einfliegen können, um den Spaniern zu zeigen, wie man ein richtig fettes Superspreader-Event aufzieht ... mit einer Horde von Dumpfbacken, die sich das Demonstrieren partout nicht verbieten lassen, wenn schon der Karneval ausfällt. Insofern keine Angst, Rosmarie, denn selbst wenn die ganze Erde bebt, und die Welt sich aus den Angeln hebt ... das kann doch einen Blödmann nicht erschüttern.


Hauptsache ich darf nicht Tennis spielen, bis Karl, der nuschelnde Weltuntergangsprohet der Herzen, den ich schon in "Männer" scheiße fand, in sämtlichen deutschen Talkshows offiziell das Ende der Pandemie verkündet.


Und spätestens dann kandidiert er als Bundeskanzler und macht den Drosten zum Gesundheits- und Hendrik Duryn zum Kultusminister.


Kompetenter, als der amtierende bayerische Kultusphilister ist der nämlich allemal ...

Und wieder ein Corona-Artikel ... langsam gehen sie mir auf den Sack ... Quelle: Shutterstock

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