Ich sage Dank, Miss Brauch
- Milaidin
- 7. Feb. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Ich bin ja – warum auch immer – evangelisch. Ein Protestant also oder – um den für diese in Ober- und Niederbayern eher abseitige Glaubensrichtung gängigen Fachausdruck zu bemühen – ein Häretiker. Auf dem Scheiterhaufen bin ich bis dato nur deshalb noch nicht gelandet, weil ich ein ähnlich fleißiger Kirchgänger bin wie meine – übrigens katholische – Mutter. Man könnte mich also als eine Art lutheranischen Schläfer bezeichnen. Einen schlummernden Calvin auf der Suche nach dem verlorenen Stofftiger. Proust Mahlzeit!
Und als solcher ist man von der Eucharistiefeier im Rahmen katholischer Gottesdienste ausgeschlossen – trotz der freien Wahl der Speisen, die der Huldrych den Katholiken eigentlich schon 1522 abverlangt hat – dummerweise nur in der Schweiz. Während es sich unser Reformator nicht nehmen ließ, seine Thesen an irgendeine Tür zu nageln, hat Zwingli mit seinem reformatorischen Coming-out nämlich quasi im Handstreich einen völlig neuen Berufsstand erfunden ... namentlich Metzgereifachverkäuferinnen, kurz: Wurstessen.
Mich trifft das katholische Keksverbot für Ketzer zwar nur bedingt, weil ich mir nie viel aus Oblaten gemacht habe, wenn keine ordentlich Portion Kokos und Schokolade drauf ist, aber dieses latent aberwitzige Thema wirft immerhin die Frage auf, warum die Katholische Kirche lieber Protestanten und andere Ketzer mit wirren Argumenten von der Eucharistiefeier ausschließt, anstatt sich mit altersweisen Leitern katholischer Knabenchöre zu befassen, die angesichts ihrer Haltung gegenüber den ihnen anvertrauten Kirch-, Turm- und/oder Domspatzen selbst Dumas und seinen drei Musketieren zeigen, was eine gruppendynamische Harke ist ...
Einen für alle. Alle auf einen.
Darauf ein dreifaches Laudato si und danke für diesen guten Morgen, Jungs! Und immer schön die Klappe halten, weil nur, wer ohne Sünde ist, darf ja bekanntlich den ersten Stein werfen. Hat dann auch prompt jemand gemacht, und seitdem fliegen der Kirche in schöner Regelmäßigkeit die weiten Kreise um die Ohren, die auch ein noch so kleiner Stein zieht, wenn er ins Wasser fällt. Bonhoeffer würde vermutlich kotzen.
Aber bevor ich jetzt abschweife, lassen wir den Dietrich kurz beiseite und kehren zum eigentlichen Thema zurück: die unerlaubte Teilnahme an Eucharistiefeiern. Was genau passiert denn eigentlich, wenn man verbotenerweise an besagter Eucharistiefeier – übrigens nicht zu verwechseln mit dem evangelischen Abendmahl, das ist in den Augen der RK-Fraktion nämlich etwas völlig anderes – teilnimmt und sich einen Keks erschleicht? Gibt es dazu empirische Untersuchungen? Hat das schon mal jemand ausprobiert? Und falls ja ... wie hoch ist diesbezüglich wohl die Dunkelziffer?
Fährt im Falle dieses unerhörten klerikalen Mundraubs die Hand Gottes aus dem Himmel nieder, um den Sünder zu züchtigen? Wohl kaum. Der Diego hat schließlich ganz andere Probleme. Übergewicht zum Beispiel. Also muss ein anderer ran. Der Papst vielleicht? Nein, der hat gerade keine Muse – oder zumindest keine Zeit –, weil er den Zölibat in Südamerika lockern und dafür sorgen muss, dass dem Gänswein die Galle platzt.
Viel wahrscheinlicher ist es daher, dass es sich um einen Fischer handelt, der in sturmumtoster See ... ääähhh, jetzt sind sie doch mit mir durchgegangen, die Pferde. Also tief durchatmen, Arme lockern und noch mal von vorne ...
Viel wahrscheinlicher ist es daher, dass beim Verlassen der Kirche vor deren Pforte ein schwarzer SUV des VBI vorfährt, ein Inquisitor in bunt gestreiftem Clownkostüm nebst Lanze dem nur mäßig reuigen Sünder einen Sack über den Kopf stülpt und ihn zum Waterboarding in das Guantanamo für Eucharistieterroristen – die Casa Santa Marta – verschleppt. Hier, am Hauptsitz der Inquisition, wird dem Eucharistiejihadisten dann vom nimmermüden Chefinquisitor des Vatikans im Heinrich-Institoris-Gedächtniskerker – selbstredend auf Basis des Hexenhammers – ordentlich der Kopf gewaschen.
Ich bin ja so froh, dass die Kirche keine echten Probleme hat und fange mit dem Zölibat jetzt gar nicht erst an, denn das ist eine andere Geschichte, die GARANTIERT ein andermal erzählt wird ...

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