Niko, Tine und ich
- Milaidin
- 21. Aug. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Aug. 2019
Ich höre ja gerade – mal wieder – mit der Raucherei auf. Laut meiner App, die mich dabei tatkräftig unterstützt, schon seit einem Tag, 22 Stunden und 51 Minuten. Cool, das ist doch immerhin ein Anfang. Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich.
Während sich der bewusstseinsgesteuerte Teil meines Gehirns also fühlt, als hätte ich gerade Theben, Sparta und Rom in einem Tag erobert – oder, um präzise zu bleiben, in einem Tag, 22 Stunden und (mittlerweile) 53 Minuten – suggerieren mir die mühsam aufgebauten Nikotinrezeptoren in meinen weniger euphorischen Hirnregionen eine Laune, die wohl eher mit dem Gemütszustand von Hannibal vergleichbar sein dürfte, nachdem ihm die Römer seinen letzten Reitelefanten unter dem Hintern weggeschossen hatten.
Aber egal. Jetzt heißt es durchhalten. Ein Glück, dass mich meine App unermüdlich mit motivierenden Fakten versorgt: "Fällt die Nikotinzufuhr weg, verringert sich die in Ruhe verbrauchte Energie und der Appetit steigt", verkündet meine App voller Stolz. Na großartig. Will die mich verarschen? Jetzt sterbe ich also mit etwas Glück nicht an Krebs, sondern an Überfettung? Tolle Motivation.
Aber immerhin habe ich laut App schon 47 Zigaretten nicht geraucht, mir dabei 14,95 Euro ge- und meiner Lunge 329 mg Teer und 423 mg Kohlenmonoxid erspart. "Das ist schon eher eine Motivation nach meinem Geschmack", denke ich, während ich sabbernd die gerauchten Kippen im Aschenbecher beäuge und überlege, ob ich mir wenigstens einen der schalen Stumpen anzünden soll.
"Mann, wie armselig ist das denn?", schießt es mir durch den Kopf, während gleichzeitig Grima Schlangenhirn verführerisch säuselt: "Komm schon, fahr schnell zur Tanke, kauf dir 'ne Schachtel und alles ist gut. Ein Zigarettchen schadet doch nicht. Du musst doch nicht von heute auf morgen ganz aufhören. Hauptsache, du rauchst erst mal weniger. Das passt doch."
"Nein", stemme ich mich entschlossen gegen die Einflüsterungen meines Hirns wie einst Gandalf gegen den Balrog. "Damit. Kommst. Du. Nicht. Durch." Hilfesuchend schiele ich dabei auf mein Handy und hoffe auf Beistand durch meine App.
"Rund zwei Drittel der Rauchenden zwischen 12 und 25 Jahren möchten aufhören zu rauchen", verkündet Letztere altklug.
Oh, Mann. Gut, dass wir darüber gesprochen haben ...

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