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  • AutorenbildMilaidin

Your Eyes

Aktualisiert: 20. Feb. 2021

Irgendwann Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts habe ich mich zum ersten Mal verliebt ... in eine Französin. Sie hieß Victoire, hatte vergleichsweise konservative, für die Zeit aber durchaus typische, Eltern – wenn ich mich recht erinnere, war ihr Vater Zahnarzt und ihre Mutter Cartoonzeichnerin – und eine unglaublich coole, Harfe spielende, Großmutter. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, hatte dieses zarte Pflänzchen der Liebe nicht nur mit Stolpersteinen zu kämpfen, sondern war mit Letzteren nachgerade gepflastert.


Zum einen war die gute Vic, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, damals wie heute gepflegte sechs Jahre älter als ich, was mich dieser Tage nicht weiter stören würde, mit zarten neun Jahren aber ein ernsthafter Hinderungsgrund für eine ernsthafte Beziehung war ... vor allem für sie. Klingt blöd, war auch so, zumal meine Herzensdame einen (festen) Freund hatte – Mathieu. Der ging in meinen Augen zwar gar nicht mit seinem dämlichen Schlafzimmerblick, hatte aber die älteren Rechte und vor allem plus/minus Vics Alter.


Und damit wurde die Romanze des sympathischen, leicht rundlichen Asphaltcowboys mit der zeitlosen Prinz-Eisenherz-Gedächtnisfrisur aus Neuaubing, der auf seinem blauen, mit Spielkarten bespeichten, Bonanza-Rad an lauen Sommerabenden nur deshalb nicht in den Sonnenuntergang fahren konnte, weil er pünktlich um 6 zum Abendessen zu Hause sein musste, und der hübschen Französin schon im Keim erstickt, ehe sie richtig begonnen hatte.


Tja, Sellerie ... andere Mütter haben schließlich auch schöne Töchter, dachte ich mir nach dieser herben Enttäuschung und widmete mich wieder meiner eigentlichen Kernkompetenz zu jener Zeit – dem Bolzplatz. Mädchen, das wusste ich von meinen pickligen Mitkickern, waren nämlich ohnehin doof, mit äußerster Vorsicht zu genießen und irgendwie zu nichts zu gebrauchen. Hätte ich das mal vorher gewusst, wäre mir in den nächsten Jahren wohl einiges erspart geblieben ...


Aber Jugend – und vor allem Fußball – schützt ja bekanntlich vor Torheit nicht und so stolperte ich ein paar Jahre später in die nächste – und bis heute weitgehend unerfüllte – große Liebe, die mich einige Jahre meines Leben kosten sollte, aber das konnte ich Anfang 85 im Skilager natürlich noch nicht ahnen ...


Und was Vic angeht ... das mit Mathieu hat nicht lange gehalten. Als hätte ich ihr das nicht gleich sagen können. Und auch mit ihrem nächsten Freund – Philippe – hatte sie irgendwie kein Glück. Der ist nämlich nach einiger Zeit mit Cindy durchgebrannt und lebt mittlerweile in der Südsee, glaube ich.


Ich für meinen Teil habe Vic jedenfalls nie ganz aus den Augen verloren und freue mich bis heute, wenn ich sie ab und an im Fernsehen sehe.


Und ein bisschen verliebt bin ich bis heute in sie ...


Meine Mutter hat gesagt, immer erst in die Augen und dann tiefer schauen ... Quelle: Picture Alliance


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